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Frankreich buddelt Wohnhöhlen für Feldhamster

Mit zitternden Schnurrbärten warten ein gutes Dutzend Hamster in kleinen Holzkisten auf einem Feld nahe der elsässischen Gemeinde Duppigheim. Sie gehören zu einer Gruppe von rund 80 kleinen Nagern, die an diesem Tag rund 20 Kilometer südwestlich von Straßburg in die freie Natur ausgesetzt werden sollen.

Das ländliche Gebiet mit seinen weiten Maisfeldern ist der letzte Raum in Frankreich, wo der Feldhamster noch in freier Natur vorkommt.

Die Art ist vom Aussterben bedroht. Daher hat das staatliche französische Forstamt gemeinsam mit der Naturschutzorganisation Sauvegarde Faune Sauvage (Schutz für Wildtiere) nun ein umfangreiches Wiederansiedlungsprojekt lanciert – ungeachtet der Proteste von Landwirten, denen die Nagetiere traditionell ein Dorn im Auge sind.

Zwischen 550 und 650 Hamster sollen in der Gegend um Duppigheim in diesem Jahr in die Natur entlassen werden – drei Mal so viel, wie bei einem Vorgängerprojekt 2011.

Druck von der EU

Der Eifer der Behörden kommt nicht von ungefähr – schließlich genießen die putzigen Nagetiere höchsten Schutz. Nach jahrelangen Ermahnungen der EU-Kommission, die nichts fruchteten, verurteilte der Europäische Gerichtshof (EuGH) Frankreich vor zwei Jahren.

Die letzten Feldhamster im Elsass seien durch Landwirtschaft und Städtebau vom Aussterben bedroht, stellte das Luxemburger Gericht fest. Paris verstoße damit gegen die EU-Richtlinie "Habitat" zum Schutz bedrohter Tiere und Pflanzen.

Mit dem Wiederansiedlungsprogramm will die französische Regierung nicht zuletzt verhindern, dass die EU-Kommission sie mit hohen Zwangsgeldern bestraft. Verantwortlich für das Programm ist eine "Mission Hamster" bei der elsässischen Außenstelle des Pariser Umweltministeriums.

Ziel sei es, bestmögliche Voraussetzungen für die Vermehrung der kleinen Nager zu schaffen, sagt Clotilde Herbillion, die Leiterin der Mission.

Bauprojekt für Hamster

Für jeden der Neuankömmlinge gruben die Mitarbeiter der "Mission Hamster" einen kleinen Bau. Männchen und Weibchen werden Seite an Seite beheimatet, in der Hoffnung, dass sie möglichst rasch für Nachwuchs sorgen. Das gesamte Wiederansiedlungsgebiet gleicht einer Festung: Elektrozäune sollen Beutejäger wie Füchse abhalten, ein dichter Pflanzenbewuchs soll die kleinen Säugetiere vor Raubvögeln schützen.

Die Bemühungen trügen erste Früchte, versichert ein Sprecher der Präfektur in Straßburg. Im vergangenen Jahr habe sich der Hamster-Bestand in der Region stabilisiert. Anfang des Jahres wurden den Angaben zufolge 319 bewohnte Höhlen gezählt – etwa zehn Prozent mehr, als im Jahr zuvor. Dies ist zwar deutlich besser als vor sechs Jahren, als nach Angaben der EU-Kommission nur noch 180 freilebende Feldhamster im Elsass registriert wurden.

Von einer dauerhaften Rettung der Art kann aber noch lange keine Rede sein: Dazu ist nach Einschätzung von Brüssel eine Mindestpopulation von 1500 Tieren nötig.

Beschwerden gegen das Ansiedelungsprojekt

Trotz der bisher eher bescheidenen Erfolge stößt das Wiederansiedlungsprogramm auf Widerstand bei vielen Landwirten, aber auch Bürgermeistern. So haben 50 umliegende Gemeinden eine Beschwerde gegen einen Erlass eingereicht, der die Schutzzonen für den Feldhamster erweitert. Dies erschwere es den Gemeinden, Baugenehmigungen zu erteilen, sagt der Bürgermeister von Duppigheim, Adrien Berthier.

Befürworter der Wiederansiedlung versuchen, die Gemüter zu beschwichtigen. Es gebe keine Gefahr, dass der Hamster wieder zum "Alptraum" der Bauern werde, sagt Missions-Leiterin Herbillon.

Mit einer massiven Rückkehr der Nagetiere, von denen sich in den 60er-Jahren noch Zehntausende in der Rheinebene tummelten, ist Umweltschützern zufolge ohnehin nicht zu rechnen. Dies werde schon durch die intensive Landwirtschaft mit ihren Mais-Monokulturen und dem Mangel an anderen Getreidesorten verhindert.

die-welt.de - Meldung vom 25.06.2013

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