Hallo zusammen, Antons Anti-Gitternage-Programm scheint beendet zu sein. Es wurde ein Ergebnis erzielt, mit dem wir beide ganz gut leben können. Sozusagen ein Vergleich. Im Alter von 26 1/2 Monaten sind auch keine weiteren Fortschritte mehr zu erwarten. Das Futter wird im Käfig verteilt, solange er noch schläft bzw. in seiner Unterwelt anderweitig beschäftigt ist. Irgendwann im Laufe des Abends, egal ob er schon gesammelt hat oder nicht, richtet er sich an einer bestimmten Stelle des Käfigs auf, legt den Kopf zur Seite und fängt an zu nagen, mit zugekniffenen Augen und heftig trampelnd. Um dieses Verhalten auszulösen, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein: 1. ich muss im Raum sein (er muss mich sehen), 2. er hat das Gefühl, nicht beachtet zu werden. Dann fange ich an, meine Nervenruhe zu erkaufen. Als erstes werden zwei Sonnenblumenkerne gereicht, danach wird aus dem Futter das ausprobiert, was er gerne frisst. Die Schwierigkeit ist die, genau zu wissen, was er jetzt in dieser Sekunde haben möchte. D.h. wenn er in dieser Sekunde keine Linse (ansonsten heißgeliebt) haben möchte sondern eine Erbsenflocke, nimmt er die gereichte Linse und alles andere nicht und wartet weiter bis der blöde Mensch endlich das Richtige reicht. Wenn ich dabei zu langsam bin, nagt er zwischendurch noch mal nach. So geht das eine ganze Weile. Die Backen füllen sich immer mehr und sind glücklicherweise irgendwann auch mal voll. Dann düst Anton los und verstaut seine Einkäufe in den verschiedenen Verstecken. Irgendwann ist er wieder da - ich sitze vielleicht inzwischen wieder an meinem Schreibtisch - und guckt wieder durchs Gitter. Und dann? Nein, er nagt nicht wieder! Er guckt und wenn sich nichts rührt, sucht er sich ausgestreute Körner, läuft im Rad, buddelt, aber ich darf dann für den Rest des Abends ungestört am Schreibtisch sitzen. Dürfte, wenn ich es fertig bringen würde, Antönnchen nicht zu beobachten, wie er seinen Käfig unsicher macht. Erreicht haben wir also beide etwas und sind zufrieden. Wenn er mich tagsüber erwischt, fängt er auch schon mal an zu nagen, um Futter abzustauben. Wenn ich mich darauf einließe, dann liefe das auch in voller Länge so ab. Dann gibt es allerdings nur sehr wenig. Wenn er weiternagt, gehe ich aus dem Zimmer. Mit Sicherheit hört er dann auf und zwar nicht irgendwann sondern spätestens nach einer halben Minute. Ich kann die Nagestelle von verschiedenen Stellen im Treppenhaus aus sehen. Er nagt nur an dieser einen Stelle und es ist ein Ritual. Ich würde also sagen, dass Anton nicht genagt hat, weil es im Käfig an Beschäfigung gefehlt hat. Ich habe den Eindruck, dass er das Gitter als schöne Beschäftigungsmöglichkeit erst bei uns entdeckt hat und vermute, dass sein Leben in den ersten 6 Wochen in einem Glasbehälter stattgefunden hat. Und zu erziehen im Sinne von abzurichten sind die Kleinen nicht, denn dann hätte es mir gelingen müssen, ihn von dieser Masche wieder abzubringen. Aber doch immerhin so lernfähig, dass man mit ihnen einen Kompromiss aushandeln kann. Eine verblüffende Beobachtung habe ich vor ein paar Wochen gemacht. Ich hätte es ja nicht für möglich gehalten, dass die kleinen Pelzkugeln zu Täuschungsmanövern fähig sind. Da hatte ich mich aber wieder mal geirrt. Nach der abendlichen Gitterattacke suchte ich nach dem passenden nächsten Häppchen, es dauerte zu lange als dass Anton einfach untätig hätte zusehen können und schon lag der Kopf wieder schräg und die senkrechte Gitterstrebe wurde in die Zahnlücken geschoben. Das konnte ich aus den Augenwinkeln sehen. Als ich dann mit meinem Futterbröckchen soweit war und es ihm hinhielt, fiel mir auf, dass Anton gar nicht nagte sondern ganz still da stand und mich listig anblinzelte. Als ob er sagen wollte :"Muss ich denn nun nagen oder schaffst du es auch so?" Ich war platt. Gruß Annette
Zuletzt bearbeitet annette_kogelheide, 04.02.2007 12:38