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Dem Feldhamster geht es an den Kragen

FLÖRSHEIM Immer wieder wird die angeblich "übertriebene" Sorge um den Feldhamster belächelt, wenn es um den Bau neuer Straßen wie der geplanten B 519 geht. Tier- und Naturschützer sehen sich dann dem Vorwurf ausgesetzt, die Interessen der Tiere jenen der Menschen vorzuziehen.

Der BUND Flörsheim hat sich anhand von Gutachten darüber informiert, welche unbedachten Folgen diese Einwirkung des Menschen in die Natur auf die scheinbar so bedeutungslosen Kleinnager hat. In einer Stellungnahme betonen die Mitglieder gleichzeitig ihr Mitgefühl für die geplagten Bürger an den Durchfahrtsstraßen und fordern "nachhaltigere, kreativere Lösungen" als die Zerschneidung von freien Flächen.

Der Feldhamster steht auf der "Roten Liste" der bedrohten Tierarten und ist durch die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) der EU geschützt. Das so genannte "Hamstergutachten" von 2005 zum landschaftspflegerischen Begleitplan zählt zwischen Wickerer-Straße (L 3017) und B 519 zwischen Flörsheim und Weilbach 401 Feldhamster-Baue in der Nacherntezeit. Mit elf Bauen pro Hektar wurde damit die größte Baudichte kartoniert, die je in Hessen ermittelt wurde. Eine hohe Dichte bedeutet auch viele Individuen. Die Größe des gesamten Populationsraumes sei ausreichend, so dass keine "innerartliche Konkurrenz" um Nahrung, Platz und Weibchen entstehe. Das Gutachten spricht von einer "guten Populationsdynamik". Das heißt: Hier wird sich erfolgreich fortgepflanzt.

Allein durch die 16 Meter breite Trasse werden 96 Baue zerstört. Gravierender ist die Zerschneidung der Hamster-Population, die durch 50 Zentimeter hohe Leiteinrichtungen begünstigt wird, die das Überfahren verhindern sollen. Die Trasse teile die Hamsterpopulation in zwei Teile, was die genetische Verarmung der Teilpopulationen zur Folge habe, so das Gutachten. Das führe zur Inzucht, da sich verwandte Tiere paaren, was die Anfälligkeit für spezifische Krankheiten erhöht. Schadstoffe, Unruhe und Licht lasse die Tiere abwandern und der Populationsraum werde kleiner.

Für den BUND ist es schwer nachvollziehbar, wie dieser Schwund kompensiert werden kann, wenn alle zwei Jahre zehn Individuen von einer Trassenseite auf die andere umgesiedelt werden. Denn noch steht nicht fest, wer diese "Rettungsaktion" durchführen wird. Die Naturschützer stellen auch die Frage, ob die Tiere diesen Stress überleben.

Als Ausgleich sollen für Feldhamster in einem Gebiet jenseits des Höhenzugs "Geißberg" günstige Bedingungen geschaffen werden, im Verlauf der eventuell noch zu bauenden "Ostumgehung Hochheim". Die Ausgleichsfläche würde wieder von einer Trasse beansprucht. Auch bestehe kein Zusammenhang zwischen der beeinträchtigten Population Flörsheim und dem Ausgleichsgebiet. Kleine Tunnel ("Krötentunnel") unter der Trasse würden die Zerschneidungswirkung minimieren. Wegen Leitungen unter der Trasse müssten diese Tunnel zwei Meter tief sein. Es sei aber zweifelhaft, ob die Feldhamster diese annehmen, zumal sie meistens mit Wasser gefüllt sind. Ackerbaulich genutzte "Grünbrücken" seien technisch und kostengünstig unmöglich.

Dabei wäre der Feldhamster nur eine von mindestens 68 geschützten Tierarten, deren Lebensräume durch die Umgehungsstraße unwiederbringlich verloren gehen.

Main-Spitze - Meldung vom 12.8.2006

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