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Die Feldhamster werden umgesiedelt

Zülpich - Der Besuch des Feldhamsterspezialisten Dr. Ulrich Weinhold vom Institut für Faunistik in Heiligkreuzsteinach war am Donnerstag aus Sicht von Bürgermeister Albert Bergmann eine höchst erfreuliche Stippvisite. Was bei diesem Informationsgespräch herauskam, stimmte den Verwaltungschef Zülpichs hoffnungsfroh: „Wir haben bei den Naturschutzbehörden die Befreiung von den artenschutzrechtlichen Auflagen beantragt.“ Ein Antrag, der laut Bergmann „ohne Probleme“ genehmigt werden dürfte.

Bereits im Frühjahr nächsten Jahres soll mit der Erschließung eines etwa fünf Hektar großen Terrains begonnen werden, das bislang für Bagger absolut tabu war. Bauland war die Scholle bisher nämlich ausschließlich für „Cricetus cricetus“, den europaweit streng geschützten Feldhamster. Vor einigen Jahren war nicht einmal im Traum daran zu denken, dass auf dem zwischen der Bundesstraße 56 und den Sportplätzen gelegenen Terrain einmal Wohnhäuser entstehen würden. Die Hamsterbaue genossen Priorität.

Die Befreiung von den artenschutzrechtlichen Restriktionen ist dann zu bekommen, wenn die vor Ort vorhandene Hamster-Population zumindest in ihrem Bestand gesichert werden konnte. Die Maßnahmen, die vor einem Jahr eingeleitet wurden, waren in dieser Hinsicht äußerst erfolgreich. Bergmann: „Wir haben weit mehr als nur den Schutz der vorhanden Hamster erreicht.“ Der Nager expandiert in Zülpich, also darf der Häuslebauer in spe das auch.

Die mit Landesmitteln geförderte Umsiedlungsaktion für die äußerst seltenen Feldhamster ging bisher nach Auskunft des promovierten Biologen Weinhold wunschgemäß über die Bühne. Landwirte bauten auf benachbarten Feldern in Richtung Nemmenich, wo keine Wohnbebauung vorgesehen ist, des Feldhamsters Leibspeise an. Der Geruch etwa der Luzerne war für die Nager äußerst verführerisch. Und er regte die Vermehrungsfreude der Feldhamster an. Auf den insgesamt 77 Hektar, die Zülpich als neue Wohngebiete nutzen will, wurden im vergangenen Jahr 44 Hamsterbaue gezählt. Nunmehr sind es 120. Die Zahl der Feldhamster, die in der Römerstadt überwinterten, schätzt Weinhold auf „mindestens 60“. Die Größe der aktuellen Population sei zwar erst im nächsten Jahr nach einer neuerlichen Zählung der Winterbaue zu beziffern. Aber bereits jetzt stehe fest: „Die Population ist deutlich angewachsen.“ Die Hamsterkolonie in Zülpich habe sich neben einer bei Rommerskirchen zu der „bedeutendsten in Nordrhein-Westfalen“ gemausert.

Vor allem die nicht für die Wohnbebauung vorgesehenen Gemarkungen „Herfahrtspfädchen“ und „Auf der Waden“ haben für die Hamster merklich an Wohnqualität gewonnen. Dort wurden besagte Leibspeisen des Nagers angebaut. In Richtung Nemmenich sind die meisten der 120 Hamsterbaue gesichtet worden. Die Tierchen haben auch den Sprung über die Landesstraße 162 geschafft. Selbst die Bundesstraße 56 war für sie kein Hindernis. Westlich der Bundesstraße sollen zwar am Wassersportsee bis Hoven ebenfalls Baugebiete entstehen. Laut Weinhold ist aber kein einziges Projekt der Stadt Zülpich auf der Gesamtfläche von 77 Hektar gefährdet. Bis die Wohngebiete „voll gelaufen“ sind, wie das in der Verwaltungssprache heißt, werden nämlich noch Jahre ins Land gehen. Weinhold prognostiziert, dass bis dahin alle Hamster aus den künftigen Menschensiedlungen weggezogen sind. Die ersten Bauwünsche können jedenfalls schon mal auf den direkt an Zülpich angrenzenden fünf Hektar nordöstlich der B 56 befriedigt werden.

Die Hamsterpopulation hat sich auf diesem Grundstück zwar nicht verringert. Wie im Vorjahr wurden 13 Baue gezählt. Die Einzäunung des Terrains war aus umzugstechnischer Sicht ein Flop. Die an den Kunststoffplanen angebrachten Klappen, die ein Auswandern ermöglichen, aber die Rückkehr der Hamster verhindern sollten, wurden von Vandalen abgerissen. Laut Weinhold ist das aber kein Beinbruch.

Wenn das Getreide auf dem Feld abgeerntet sei, habe der Hamster keine rechte Freude mehr an seiner alten Behausung. Dann sei „Cricetus cricetus“ nämlich sowohl seines Futters als auch der Versteckmöglichkeiten beraubt und werde sich freiwillig an die reich gedeckten Tische der Nachbarfelder begeben.

Ganz standorttreue Nager sollen im Frühjahr nächsten Jahres in Richtung Nemmenich zwangsumgesiedelt werden. Diese hartgesottenen Einsiedler will man mit Lebendfallen einfangen. Eine große Kunst sei das nicht, meint Weinhold: „Abends stellt man die Falle auf, am Morgen sitzt der Hamster drin.“

Kölner Stadt-Anzeiger - Meldung vom 22.7.2006

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