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Organtransplantation: Tödliche Infektionen durch „Hamster-Viren“

Atlanta - In den letzten Monaten machten Tollwut-Infektionen bei Empfängern von Organtransplantationen in Deutschland Schlagzeilen. Die Spenderin hatte sich in Indien infiziert. Doch auch vermeintlich harmlose Erreger, wie sie bei Haustieren auftreten, die in vielen Haushalten vorhanden sind, können zu einer tödlichen Gefahr werden, wie ein Bericht im New England Journal of Medicine (NEJM 2006, 354: 2235-2249) zeigt. In zwei Clustern starben sieben der acht Organempfänger, die sich mit dem lymphozytischen Choriomeningitis-Virus (LCMV) infiziert hatten.

LCMV gehörte zu den ersten humanpathogenen Viren, die Mitte der 30er-Jahre von Wissenschaftlern isoliert wurden. Heute ist den Ärzten das Virus kaum noch ein Begriff, da LCMV bei immunkompetenten Erwachsenen selten zu einer Erkrankung führt, auch wenn eine leichte bis mittelschwere virale Meningitis durchaus möglich ist. Anders ist die Situation bei der steigenden Zahl von immungeschwächten Patienten, zu denen auch Empfänger von Organtransplantationen zählen. Bei ihnen kann das Virus der Aufmerksamkeit des Immunsystems entgehen, häufig mit fatalen Folgen, wie die zwei Cluster in den USA zeigen.

In einem Fall, der sich bereits 2003 ereignete, starben vier transplantierte Patienten im US-Staat Wisconsin, die ihre Organe vom selben Spender erhalten hatten. Im Haushalt des Spenders wurde später ein LCMV-infizierter Hamster gefunden. Der zweite Cluster ereignete sich im letzten Jahr in den US-Staaten Rhode Island und Massachusetts, wo drei transplantierte Patienten starben, ein vierter konnte nur durch die rechtzeitige Behandlung mit Ribavarin gerettet werden. Die Patienten starben zwischen 9 Tage und zweieinhalb Monaten nach der Transplantation. Staci Fischer und die Mitarbeiter des „LCMV in Transplant Recipients Investigation Team“, das die Centers of Disease Control and Prevention (CDC) eingesetzt hatten, sind sich keineswegs sicher, ob es sich um Einzelfälle handelt. Die Cluster waren nur entdeckt worden, weil mehrere Empfänger in der gleichen Klinik behandelt wurden, weshalb die Ärzte aufmerksam wurden. Häufig gehen die Organe eines Spenders jedoch an unterschiedliche Transplantationszentren.

Die Organe werden zwar auf eine Reihe wichtiger Krankheitserreger hin untersucht. Zu den Standards gehören beispielsweise Syphilis, HIV, HBV und HCV. Doch für LCMV gebe es derzeit gar keinen geeigneten Test, schreiben die Autoren. Den einzigen Hinweis liefere oft die Anamnese der Spender, deren Angehörige nach Haustieren wie Hamstern, Meerschweinchen und anderen Nagern gefragt werden sollten. Aufgrund des allgemeinen Spendermangels werde man deren Besitzer sicherlich nicht von vornherein als Spender ausschließen können. Den Transplantationszentren empfiehlt die Gruppe jedoch auf ungewöhnliche Cluster zu achten. Die Besitzer von Zoohandlungen fordern die Mediziner auf, ihre Bestände auf LCMV zu überprüfen, was allerdings eine Infektion der Haustiere nicht ausschließt, da die Hausmaus das eigentliche Reservoir von LCMV ist. Mäuse und andere Nager erkranken nicht an einer Meningitis, scheiden das Virus aber über ihre Exkremente aus. Die Infektion erfolgt durch Inhalation der Stäube.

aerzteblatt.de - Meldung vom 30.5.2006

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