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Über die Entwicklung vom Wild- zum Haustier bei Hamstern

Eine Karriere, die ihresgleichen sucht

Die Evolution der Hamster vom Wild- zum Haus-, aber auch zum Versuchstier, ist ziemlich einzigartig in der Geschichte der Tierwelt. Gründe dafür sind zum einen die rasche Vermehrung der kleinen Nager, die Tatsache, dass sich Hamster schnell an das Leben in einer Behausung gewöhnen lassen und im Grunde sehr pflegeleicht sind, aber nicht zuletzt wohl auch ihr drolliges Erscheinungsbild und friedliches Wesen. Doch obwohl seit Jahren domestiziert, sind Hamster natürlich keine Streichel- oder Schmusetiere, wie Hund oder Katze. Von ihrem Wesen her sind auch die mittlerweile in Heimtierhaltung lebenden Hamster immer noch echte Wildtiere. Manche werden ihr Leben lang nicht einmal richtig handzahm.

Anno 1839 entdeckte der damalige, englische Naturforscher George Waterhouse, in der Syrischen Wüste, erstmals einen Goldhamster. Einige Fellproben und seinen Bericht schickte er damals nach London und gab den possierlichen Tierchen den Namen "Cricetus auratus" - übersetzt bedeutet das soviel, wie "goldener Hamster". Allerdings fanden erst 40 Jahre später, dank James Skene (Mitarbeiter im Diplomatischen Dienst) die ersten lebenden Tiere ihren Weg von Syrien nach England. Die letzten Nachkommen dieser Exemplare starben aber um 1910 aus und es wurde sogar angenommen, dass diese Art gänzlich ausgestorben sei, da sie sich natürlich auch nur sehr selten an der Erdoberfläche sehen lassen.

Allepo, Syrien
Hier wurden 1839 die ersten Goldhamster entdeckt.

Erst im April 1930 stieß Prof. Aharoni (Universität Jerusalem), bei Ausgrabungen am Mount Appo in den nordsyrischen Trockengebieten, ganz in der Nähe der ersten Fundstelle bei der syrischen Stadt "Aleppo", in einer Tiefe von zwei Metern auf den Bau einer älteren Goldhamstermutter und ihrer 8 Jungen (die überlieferten Berichte schwanken zwischen 8-12). Diesen Fund brachte er nach Jerusalem und nannte ihn dann im Gedenken an seinen Erstentdecker "Mesocricetus auratus, Waterhouse". Ob bei dem Transport alle Tiere überlebten, ist umstritten. Tatsache ist, dass es dem Professor gelang, mit nur einem Weibchen und drei männlichen Tieren, innerhalb eines Jahres ca. 150 Nachkommen zu zeugen (einige Berichte sprechen von über 350 Tieren).

Einige dieser Hamster wurden um 1935 erst nach England, in die Hände von Dr. Edward Hindle, weitergegeben und nachdem sie, vermutlich durch eine Zuchtgruppe im Londoner Zoo, auch an die haustierverrückte Öffentlichkeit kamen, dann auch, Anfang des zweiten Weltkrieges, in die USA verschifft - dort begann dann die regelmäßige Zucht der Tiere. Zu Beginn wurden sie nur zu Versuchszwecken benutzt, aber man merkte ziemlich schnell, dass sie sich auch hervorragend als Haustiere eignen, und die Hamster traten ihren Siegeszug durch die Wohn- und Kinderzimmer an. 1945 kamen die ersten kleinen Nager auch nach Deutschland und entwickelten sich rasch zu einem Spitzenreiter unter unseren Haustieren.

Diese spektakuläre Entwicklung ist schon ein kleines Wunder, wenn man bedenkt, dass sämtliche Goldhamster bzw. Mittelhamster (Schätzungen gehen von bis zu 1 Mio. Heimtiere nur in Deutschland aus) und deren Unterarten von denen abstammen, die einst von Prof. Aharoni ausgegraben wurden.

Im Jahre 1997 wurde unter der Leitung von Prof. Gatermann eine erneute Expedition nach Nordsyrien durchgeführt, um den Goldhamster in seinem eigentlichen Lebensraum zu beobachten. Doch leider ergab diese Reise nur, dass dem wilden Verwandten unserer Hausfreunde zusehends der natürliche Lebensraum in der Aleppischen Hochebene durch die Ausbreitung von Siedlungen und Landwirtschaft genommen wird.

Die noch wesentlich kleineren Zwerghamster, die größten Teils aus dem asiatischen Raum stammen, wurden zwar schon 1773 in Form der Dsungarischen-Zwerghamster von dem damaligen Naturforscher "Pallas" beschrieben, und auch der Chinesische-Streifenhamster ist schon 1897 entdeckt worden, doch blieben sie dann erst Mal eine ziemliche lange Zeit unbeobachtet und verloren an Bedeutung. Auch der zufällig im Jahre 1903 ausgegrabene Roborowski-Zwerghamster oder der 1905 von Thomas Campbell entdeckte Campbell-Zwerghamster hatten darauf keinerlei Einfluss.

Erst nach dem zweiten Weltkrieg begann man die Zwerge ähnlich ihren größeren Verwandten als Labortiere zu halten. Doch auch hier verhalf das putzige Aussehen und der meist fehlende Schwanz (Ausnahme: Chinesischer-Streifenhamster) - so waren sie im Gegensatz zu Ratten oder Mäusen kaum zu halten - den flinken und gewandten Rackern recht schnell zu ihrem Aufstieg in die Heimtierhaltung. Ein große Rolle, gerade was den Dsungarischen-Zwerghamster angeht, spielte das Max Planck Institut. Denn hier widmete sich Ende der 60´er Jahre der Wissenschaftler Klaus Hoffmann hauptsächlich der Zucht und Untersuchung dieser Tiere. Man geht davon aus, dass ein Großteil der heute in den Wohn- und Kinderzimmern lebenden Exemplare von denen des Max Planck Instituts abstammen.

Abschließend noch ein Blick zurück in die Steinzeit

Denn bereits vor Millionen von Jahren gab es Nagetiere, quasi die Urahnen der heutigen Hamster, Meerschweinchen, Hasen, Ratten, Mäuse usw.

Hamster Historie

1773
Naturforscher "Pallas" entdeckt Dsungarische- Zwerghamster

1839
Naturforscher George Waterhouse entdeckt erstmals einen Goldhamster

1897
Entdeckung Chinesischer- Streifenhamster

1903
Zufällig werden Roborowski- Zwerghamster ausgegraben 1905 Thomas Campbell entdeckt die Campbell-Zwerghamster

1930
Prof. Aharoni von der Uni Jerusalem entdeckt in Syrien, die Urmutter der heutigen Heimtier-Goldhamster

1997
Prof. Gatermann führt eine Expedition nach Nordsyrien, um Goldhamster in ihrem eigentlichen Lebensraum zu beobachten

Zoologische Systematik

Hamster werden wie folgt in die Zoologische Systematik eingordnet:

Ordnung: Nagetiere (Rodentia)
Unterordnung: Mäuseverwandte (Myomorpha)
Überfamilie: Mäuseartige (Muroidea)
Familie: Wühler (Cricetidae)
Gattungsgruppe: Hamster (Cricetini)
Gattungen: Großhamster (Cricetini), Mittelhamster (Mesocricetus), Kurzschwänzige- Zwerghamster (Phodopus), Graue-/Langschwänzige- Zwerghamster (Cricetulus)


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